Bildbearbeitung in der Immobilienfotografie

Fast kein kommerzielles Bild wird jemals in seinem natürlichen Zustand verwendet. Das Ziel der Bildbearbeitung bei Immobilienbildern ist es, das Bild so realistisch, aber trotzdem so ästhetisch wie möglich zu bearbeiten, um die Kaufbereitschaft zu erhöhen. Das Fotografieren im RAW-Modus der Kamera ist wichtig für eine flexible, genaue Nachbearbeitung. Die am häufigsten genutzten Bildbearbeitungssoftwares sind Adobe Photoshop und Adobe Lightroom. Alternativen zu Adobe Produkten sind Affinity Photo, Photopea oder GIMP. Das Problem, dass die Verwendung einer Gratissoftware zu schlechteren Ergebnissen führen kann, kann somit die Folge haben, dass das Foto nicht optimal bearbeitet werden kann.

Was soll bearbeitet werden?

Der erste Schritt ist das Aussortieren von nicht brauchbaren Fotos. Als nächstes ist es wichtig, Farbstiche zu entfernen, um mit neutralen Fotos arbeiten zu können. Diese zwei Schritte sind bei jeder Bildbearbeitung gleich und das Fundament für folgende Einstellungen.

  • HDR-Zusammenfügung
    Mehrere Belichtungen desselben Motivs werden kombiniert, um einen erweiterten Dynamikumfang zu erzielen.
  • Zuschneiden und Begradigen
    Durch gezieltes Zuschneiden und das Ausrichten von Bildern lässt sich die visuelle Attraktivität eines Bildes signifikant verbessern.
  • Farbkorrektur und Color Grading
    Bei der Farbkorrektur werden die Farben und Farbtöne des Bildes so angepasst, dass es natürlich und neutral wirkt.
  • Reduzierung der Schatten
    Falls es trotz HDR- oder Flambient-Aufnahme intensive Schatten gibt, ist es wichtig, die Schatten zu reduzieren, um die architektonischen Merkmale der Immobilie zur Geltung zu bringen.
  • Anpassung der Klarheit und Schärfe
    Die präzise Anpassung der Klarheit führt zu einer verbesserten Definition von feinen Details. Die Schärfeanpassung intensiviert den Fokus auf Objekte, weil die Konturen geschärft werden.
  • Glanzlichtkontrolle
    Die Glanzlichtkontrolle zielt darauf ab, die Intensität der Bereiche, die besonders stark vom Licht beleuchtet sind, in Fotos zu regulieren.
  • Rauschunterdrückung
    Die Rauschunterdrückung in der Bildbearbeitung dient dazu, störendes Bildrauschen oder Körnigkeit aus Fotos zu eliminieren. Das kann mit der KI-Rauschreduzierung von Lightroom gemacht werden, es ist aber auch manuell möglich.
  • Lokale Bearbeitung
    In manchen Fällen erfordern bestimmte Bereiche eines Fotos eine weitere Bearbeitung. So können lokale Bearbeitungen, beziehungsweise die Kontrolle von Kontrast und Farbe, das Gesamtbild optimieren.
  • Entfernen von Objekten
    Bei der Entfernung von Objekten aus einem Bild bietet einem fast jede Software automatische Unterstützung. Der Anwender markiert den zu korrigierenden Bereich und die Software verwendet anschließend Pixel mit ähnlichen Informationen auf der unmittelbaren Umgebung, um den Bereich zu überdecken.
  • Bildschirm ersetzen
    Live-Fernsehbildschirme sind schwer zu fotografieren, denn sie spiegeln und der Betrachter erkennt dadurch nur die Hälfte. Im Gegensatz dazu sehen dunkle Bildschirme langweilig aus. Ein mit Photoshop bearbeiteter Bildschirm kann dazu beitragen, dass das Fernsehbild realistisch wirkt.

Foto ohne Bearbeitung

Foto mit Bearbeitung

Ethik bei der Bearbeitung von Immobilienbildern

Unter Fotografen gibt es ein ungeschriebenes Gesetz hinsichtlich der Fotobearbeitung. Alles, was […] im Rahmen der klassischen Bildbearbeitung möglich ist, sollte auch beim Nacharbeiten mit Software (wie Photoshop oder Lightroom) das Maß der Dinge sein.“ (Web 28, Stand: 15.01.2024) Das heißt, dass das Optimieren von Farbkorrekturen und der Sättigung in Ordnung ist und dies in der professionellen Fotografie dazu gehört. (Web 28, Stand: 15.01.2024) Zur ethisch vertretbaren Bilderbearbeitung gehört auch noch das Entfernen von Objekten, die nur temporär inner- oder außerhalb der Immobilie platziert sind, wie zum Beispiel eine Mülltonne. Zum Bearbeiten von Immobilienfotos gehört auch noch die Optimierung des Himmels, man will die Immobilie bei schönem Wetter darstellen, das lässt sie ansprechender wirken.

Das Wetter ändert sich ständig und ist nicht von Dauer, deswegen ist es vertretbar, die Immobilie in ein besseres Licht zu rücken. Nicht vertretbar ist es, wenn der potenzielle Kunde arglistig getäuscht wird, wenn beispielsweise das makabre Nachbarhaus aus dem Foto nachträglich entfernt wird. Eine weitere Problematik stellt die Nutzung von Künstlicher Intelligenz in der Bildbearbeitung dar. Prinzipiell spricht nichts gegen den Einsatz von KI, jedoch die in die Irre führende Anwendung wird als unethisch betrachtet. Beispielsweise kann Photoshop AI nicht nur das Aussehen der Immobilie komplett verändern, sondern auch die Umgebung, somit können ganze Nachbarschaften von Armenviertel zu privilegierten Siedlungen mit einem Klick geändert werden.

Künstliche Intelligenz sollte somit nicht zur Täuschung potenzieller Kundinnen und Kunden genutzt werden, sondern nur dazu den Bearbeitungsprozess und das Endergebnis zu optimieren. Für den Verkäufer und Interessenten kann es ein Problem sein, wenn eine Immobilie größer dargestellt wird, als sie eigentlich ist, denn es werden die Menschen, die die Immobilie besichtigen, enttäuscht sein und es wird somit nur selten zu einem Verkauf führen. Allgemein kann behauptet werden, dass beim Bearbeiten eines Fotos Vorsicht geboten ist, das Foto soll zwar ansprechend sein, aber es darf auf keinen Fall täuschen oder gar in die Irre führen.

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